Titel: „Hinter dem Zaun ist es wild“ Copyright: Ina Kitroschat, August 2014

Nachbarsgartenlyrik. Das sind Gedichte, Prosatexte und Experimente,  hinter denen ein Konzept steht. Die Gedichte sind alles Mögliche, z. B. naturmetaphorisch, dadaistisch oder gesellschaftskritisch. Auch sind sie mal minimalistisch, witzig, infantil, gefühlvoll, blöd, zärtlich, tiefgründig, nachdenklich oder oberflächlich. Egal wie sie sich zeigen, durchbrechen sie immer wieder die gängigen Regeln des Schreibens. Manchmal haben sie kein durchgängiges Versmaß oder es hapert am Reimschema oder sie sind einfach nur saustark oder die Autorin hat (so pflegelhaft wie sie wohl sein muss!) irgendwas an den Sinnzusammenhängen kaputt gemacht. Nur um es dann anschließend wieder aufzubauen. Um es dann anschließend wieder kaputt zu machen… Ihre Worte erscheinen bockig. Ist die Autorin vielleicht auch! Ihr schöpferisches Potenzial erscheint in jedem Gedicht herzlich therapeutisch und vor allen Dingen haben sie, die Gedichte, den Sinn geschrieben zu werden. Und genau das ist der Blick über den Zaun!

Nachbarsgartenlyrik ist der Meinung, das alles, das im Kopf ist, raus muss so wie es eben raus will! So ein bisschen wie die schrullige, alte Oma von nebenan, die man irgendwie lieb hat, weil sie dich peinliche Dinge fragt, die sie eigentlich gar nicht wissen sollte! Und diese befreiende Neugier dich das zu fragen, ja, die ergibt sich eben von alleine…

Darum experimentiert Nachbarsgartenlyrik und spricht auch über Textunsicherheiten, Formschwächen und unliebsame Gefühle, die lieber in Mädchentagebüchern verschwunden bleiben sollten. Der Blick über den Zaun ist zwar auch literarisch, es geht aber eher darum, einen Blick darauf zu erhaschen, was in der „inneren Nachbarschaft“ so los ist. Und das Gesehene dann weiterzuerzählen!

Nachbarsgartenlyrik ist für Menschen geeignet, die sich dafür begeistern können, dass nicht hinter jedem Gedicht ein Erwartungsdruck, ein Konzept oder das perfekte Metrum stecken muss. Es geht darum, „Unperfektes“ nicht in den Müll zu schmeißen, nein(!), es geht sogar darum das Wort „Perfektion“ in den Müll zu schmeißen! Lyrik soll den Kopf befreien. Klar, kannst du hier auch weiterlesen, wenn du einfach nur Gedichte magst, also welche mit Macken und Kanten und auch mit Metaphern… Oder, wenn du Methoden des Kreativen Schreibens ausprobieren möchtest, nach Inspiration und Austausch suchst…. Es ist für Neugierige gedacht, die gucken möchten, was dabei herauskommt, wenn man unzensiert schreibt… Es ist ein schelmisch-schüchterner Blick über den eigenen Zaun, der dorthin schweifen darf, wohin er möchte. Und hier bekommst du das wohlig-kribbelige Gefühl etwas gesehen zu haben, das ein Erlebnis ist. Wem wirst du es weitererzählen?